Raus aus der Anbiedermeierepoche
Puuh, da war Tamara wirklich in Rage, habt ihr das auch gesehen? Es geht um die exzellente Tamara Wernli und eine ihrer jüngsten Youtube-Kolumnen. Darin wehrt sie sich als Insiderin der Gaming-Szene gegen den pauschalen Vorwurf einiger Journalisten, die versucht hatten, die Gaming-Szene als von Sexismus und Frauenfeindlichkeit durchseuchten Männersumpf darzustellen.
Tamara hat sich in ihrem Video gefragt, ob diese Journalisten nicht eher Aktivisten seien, wenn sie ein gesellschaftliches Phänomen entgegen der journalistischen Grundtugenden nur einseitig aufarbeiten und sich dabei sogar unlauterer, manipulierender Methoden bedienen.
Dem hat sie ihre eigene Erfahrung entgegen gehalten: Sie spiele Computerspiele seit sie 15 ist und sie habe selbst in ihrem Umfeld noch nie frauenfeindlichen Sexismus erlebt. Sie behaupte nicht, dass es so etwas in der Szene nicht gäbe, aber sie gehe davon aus, dass es sich um ein Randphänomen handele, wie in der gesamten Gesellschaft auch.
In dem Video nimmt sie des Weiteren differenziert, fundiert und ohne moralische Entrüstung zu einem Thema Stellung, bei dem sie sich offensichtlich deutlich besser auskennt, als die betreffenden Journalisten. – Und prompt fegt im Internet fast schon erwartungsgemäß ein Sturm der Entrüstung über sie hinweg und sie wird persönlich angegriffen!
Im Dienst der guten Sache
Ganz schön verrückt. Aber das ist nur ein Schlaglicht, mir geht es hier nicht um die Gaming-Szene, nicht um Sexismus oder um Tamara Wernli. All dies ist nur Anlass für eine Beobachtung, die mir immer häufiger und an sehr, sehr vielen Stellen aufgefallen ist, vor allem in den Massenmedien.
Also, gerne etwas präziser, ich meine folgendes:
Nehmen wir einen ganz normalen Mitarbeiter der Massenmedien. Er hat zum einen eine Meinung und zum anderen eine Form von Autorität, nämlich durch die Reichweite seines Mediums. Er unterliegt (warum auch immer) der Versuchung, beides miteinander zu verbinden. Er will also „Meinung machen“ – für oder gegen welche Sache spielt hier gar keine Rolle. So wie er lassen selbstverständlich nicht alle Mitarbeiter der Massenmedien die journalistische Grundtugend der Neutralität vermissen, aber offensichtlich viele, was möglicherweise auch ganz normal und allzu menschlich ist.
Nun hat er es aber mit der modernen Internetgesellschaft zu tun. Und da wird es brisant. Das heißt nämlich, die Aufmerksamkeit der Menschen wird zerstreut und verteilt sich schon längst nicht mehr nur auf die großen Rundfunkanstalten, Tageszeitungen und Print-Magazine, sondern auf Millionen Menschen, die durch die Social Media gleichzeitig Sender und Empfänger geworden sind und die bisweilen ziemlich laut sind. Ein einzelner Twitterer mit nur 10.000 Followern kann an einem guten Tag mit einem Geistesblitz mehr Reichweite bekommen als beispielsweise die ARD mit ihren 23.000 fest angestellten Mitarbeitern und ihrem Budget von über 6 Mrd Euro.
Für den Massenmedienmitarbeiter bedeutet das nichts anderes, als dass er sich gezwungen fühlt, eine Schippe draufzulegen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Frage ist nur: Wie?
Das erfolgsversprechende Repertoire ist klar abgesteckt: Dramatisieren, Aufbauschen, Moralisieren. Und so wird aus einem kleinen Fitzelthema womöglich eine hochdramatische, weltumspannende, uns alle angehende Geschichte von Gut und Böse, in dem furchtbare Täter arme Opfer ausbeuten, unterdrücken und schädigen.
Dabei wird moralisiert, was das Zeug hält, sowohl Täter als auch Opfer werden nach stereotypen Schemata geschnitzt, Fakten werden verdreht, verfälscht, einseitig betrachtet oder es wird, was die Fakten angeht, gar glatt gelogen, im Dienst der guten Sache. Viel wichtiger ist, an die moralisch überlegene Haltung derjenigen Menschen zu appellieren, die man hinter sich glaubt. Das Ziel: Den Gesinnungsapplaus einer großen Zahl von Menschen zu bekommen.
Und wer dann an der mangelhaften Berichterstattung auch nur leise Kritik übt, kann sofort von den Gesinnungsgenossen als Gegner des Guten abgestempelt und somit als Böser an den Pranger gestellt werden.
Zeig Haltung oder verschwinde!
Das Problem ist aber noch größer, denn die vielen Social-Media-Accounts stehen ja vor dem gleichen Problem: Sie wollen in dem ganzen Lärm gehört werden. Also legen auch sie eine Schippe drauf. Wieder: Dramatisieren, Aufbauschen, Moralisieren.
Und die ganzen Akteure der Öffentlichkeit, also auch die Vertreter des Staates und die Unternehmen, die Konsumprodukte verkaufen, müssen da ebenfalls mitmachen, denn sie alle leben davon, wahrgenommen zu werden. In Nischen könnt ihr darauf verzichten, aber gerade Politiker, die auf Mehrheiten angewiesen sind, und große Unternehmen, die auf Kunden in Massen angewiesen sind, beobachten die öffentlichen Erregungspiralen und stellen sich dann auf die Seite der großen Strömungen.
So kommt es, dass plötzlich Unternehmen wie Coca-Cola zu Rassismus-Aktivisten werden oder dass Fußball-Bundesliga-Clubs im Wochenrhythmus gegen Rassismus, Sexismus, gegen Drogen, gegen Klimawandel, für Flüchtlinge, gegen Rechts und so weiter agitieren. Es ist der Versuch des moralisierenden Wellenreitens. Politiker und Unternehmen biedern sich ihrem Publikum an, immer schön dem aktuellen Meinungsbild folgend. Demnächst wird es notwendig, dass sich jede Dönerbude öffentlich für jedes einzelne Menschenrecht einsetzt, um noch im Geschäft zu bleiben.
Eine Haltung zu haben, reicht schon lange nicht mehr aus. Entscheidend ist es, Haltung öffentlich sichtbar zu machen. Mein Eindruck ist, dass es immer mehr werden, die glauben Haltung medial zeigen zu müssen, um Geld verdienen zu können oder gewählt zu werden oder Einschaltquote zu bekommen. Eine regelrechte Anbiedermeierepoche ist ausgebrochen.
Und so schaukelt sich die durch die Social Media demokratisierte Medienlandschaft in immer höhere Tonlagen der moralischen Entrüstung, die medial gegrabenen Meinungsgräben werden immer tiefer, die Gesellschaft zentrifugiert, sie spaltet sich, sie strebt zu den Polen (von denen es mehr als zwei gibt), die abwägende, skeptische aber wohlmeinende Mitte dünnt aus.
Der geniale Professor Peter Kruse nannte dieses soziale Phänomen „zirkuläre Erregung“ – ich bin sein täglicher Zeuge und beobachte diese Erregungsspiralen mit einer Mischung aus Faszination und Furcht.
Puff und weg!
Und ich muss ein wenig reumütig zugeben: Ich mache da ja auch mit. Auch ich versuche, meine Meinungsbeiträge in meinen Kolumnen in Szene zu setzen, ich polemisiere hier und da etwas mehr als es inhaltlich nötig wäre (wie bei der Dönerbude ein paar Zeilen weiter oben) und auch ich ziehe die Lupe auf einzelne Beobachtungen und vergrößere sie so. Es geht kaum anders.
Mir geht es auch gar nicht darum, diejenigen Journalisten, die immer mehr zu Aktivisten werden, oder die populistischen Politiker aller Farben oder die sich anbiedernden Unternehmen zu verurteilen. Sondern ich frage mich gerade, wohin das alles führen wird.
Ja,immer seltener sehe ich öffentlich abwägende Meinungen, differenzierende Berichterstattung, fruchtbare Debatten in Zeitungen, im Fernsehen oder in den Social Media. Aber vielleicht ist es gar nicht wirklich die Gesellschaft, die da zentrifugiert, sondern vielleicht ist das nur eine bestimmte Oberfläche, die so aussieht, vielleicht ist das eine Beobachtung, die mir die Massenmedien und die Social Media anbieten, die somit lediglich den Eindruck erwecken, unsere Gesellschaft flöge auseinander …
Und vielleicht ist das alles eine inhärente Entwicklung der Massenmedien, die automatisch abläuft, ja ablaufen muss, weil Zuspitzung zum Geschäft gehört, nur eben jetzt beschleunigt und verstärkt durch das Internet. Vermutlich ist das ein Phänomen, das sich nicht abschalten oder auflösen lässt, nicht durch Appelle an journalistische Tugenden und erst recht nicht durch staatliche Eingriffe. Und vielleicht ist das ja auch nur ein vorübergehendes Phänomen.
Professor Kruse sagt: Irgendwann läuft sich so eine zirkuläre Erregungsspirale einfach aus. Sie wird uninteressant, sie wird absurd, sie verliert ihre Anschlussfähigkeit und dann ist sie plötzlich nicht mehr da. Das belegt ja auch unsere Erfahrung: Themen sind plötzlich einfach nicht mehr da. Sie verschwinden, als wären sie nie da gewesen. Bei Fachleuten bleiben sie präsent, aber in der größeren öffentlichen Wahrnehmung lösen sie sich förmlich in Luft auf.
Beispielsweise kräht gerade kein Hahn mehr nach Waldsterben, Regenwaldrodung, saurem Regen, Ozonloch oder dem vorhergesagten Ausbruch der nächsten Eiszeit. Greta Thunberg ist kaum noch sichtbar und wird medial gerade vergessen. Die Griechenlandkrise gibt es in der Öffentlichkeit nicht mehr. Islamismus oder kriegerische Auseinandersetzungen im Nahen Osten spielen in der Presse nur noch ab Seite 23 oder so statt. Auch von einer Flüchtlingskrise ist keine Rede mehr. Das iranische Atomprogramm oder der nordkoreanische Diktator locken niemanden mehr hinter dem Ofen vor, obwohl in den Medien noch vor kurzem der Dritte Weltkrieg unmittelbar bevorstand. Donald Trump wurde uns vier Jahre lang von den Medien täglich zum Hassen präsentiert, jetzt ist er verschwunden.
Ganz offensichtlich geht es in den Medien längst nicht mehr darum schlicht zu berichten, was in der Welt passiert, sondern darum, die Spiralen der momentanen Erregung weiterzudrehen. Das Spiel der Empörung weiterzuspielen.
Wenn Demokratisierung zu Entdemokratisierung führt
Das Problem dabei: Durch die lodernde, selektive Hysterie in den Medien wird es immer schwieriger, sich selbst einen ausgewogenen Kompass zu bewahren und die Orientierung zu behalten, was richtig und wichtig ist in der Welt. Ich räume jedenfalls ein, dass es mir so geht.
Diese breite und drastische Entwicklung der öffentlichen Debatten zu verfolgen führt bei mir übrigens immer wieder zur Frage, was ich da eigentlich überhaupt mache mit meinen Büchern, meinen Waschtagen, meinen Gedankengängen oder meinen Magazin-Kolumnen. Oft werde ich wütend und oft fühle ich anschließend auch so etwas wie Resignation: Ach, leckt mich doch alle an die Füße! Es hat doch keinen Sinn.
Ich werde überraschend oft persönlich angegriffen, einfach, weil ich meine Meinung preisgebe und ich mich dabei nicht immer der vorherrschenden Strömung anbiedere. Ja, ich weiß, dass dann Gegenwind auch dazugehört. Ich halte Gegenstimmen ja auch gut aus, und bin auch gerne, wenn auch immer mit Zähneknirschen verbunden bereit einzugestehen, wenn ich auf dem Holzweg bin. Leider sind nur sehr selten Argumente dabei. Ich erhalte auch immer wieder Zuspruch, aber es folgt ja aus alldem nichts. Ihr hört da raus: Ich zweifle oft genug an mir selbst.
Interessanterweise werden in letzter Zeit die Leserzuschriften deutlich mehr, die mir direkt schreiben, also nicht öffentlich. Und die sind fast immer positiv, zustimmend, wohlmeinend. Viele trauen sich offenbar gar nicht mehr, Zustimmung öffentlich zu signalisieren. Das ist für mich auch völlig nachvollziehbar.
Die Demokratisierung der Medien, die Erfindung der Social Media führt auf diese Weise zu einer Entdemokratisierung der Öffentlichkeit, wenn es immer mehr Leute gibt, die ihre Meinung nicht mehr öffentlich teilen, um sich vor Angriffen und persönlichen und wirtschaftlichen Nachteilen zu schützen.
Warum auch sollte sich jemand, der eine Meinung hat, auch gefallen lassen, persönlich diskreditiert zu werden? Dafür gibt es keinen Grund. Also ist doch klar, dass sich gerade diejenigen aus der Öffentlichkeit zurückziehen, die eine vom massenmedial gezeichneten Bild abweichende Meinung haben und nur noch direkt kommunizieren. Das öffentlich-mehrheitliche Meinungsspektrum wird so noch einseitiger, die moralische Empörung immer schriller, der Ton immer schärfer.
Das „Spiel“ sorgt auch dafür, dass die Zweifel an allen möglichen medial favorisierten Meinungen bei immer mehr Menschen immer größer werden. Man glaubt einfach nicht mehr alles. Bis hin zu: Man glaubt den Medien gar nicht mehr. Durch die Überdramatisierung schwindet selbstverständlich immer mehr das Vertrauen zu allen Akteuren, zu einzelnen Persönlichkeiten, zu Bewegungen, zu Ämtern oder Institutionen. Bis hin zu den höchsten staatlichen Gewalten Exekutive, Legislative und Judikative. Die Kohärenz im Land schwindet, das mediale Interesse insgesamt geht verloren, die Menschen wenden sich anderen Dingen zu.
Ich beobachte jedenfalls mittlerweile, dass es eine schweigende Menge von Menschen gibt, die sich da nicht mehr reinhängen. Die nicht mehr alles lesen, sehen und hören. Die schlichtweg den Fernseher ausschalten oder abschaffen. Die ihren Social-Media-Account löschen oder nicht mehr reinschauen, die nur noch oberflächlich über die Nachrichten scrollen und sich nicht mehr anstecken lassen. Die auf eine Behauptung eines Politikers reagieren mit: Wahrscheinlich ist das Gegenteil die Wahrheit.
Es ist schwer herauszufinden, wie die wirklichen Zahlen sind, aber mein Gefühl ist, dass es mehr werden, die sich gegen die Erregungsspiralen immunisieren und aus dem Moralzirkus aussteigen.
Alarmismus macht müde. Eine sinkenden Aufmerksamkeit erzeugt aber bei den medialen Akteuren noch mehr Alarmismus. Noch mehr werden müde. Noch mehr Moralisieren. Noch mehr Aussteiger. Nochmal eine Dramaschippe drauf. Dann wird es absurd. Dann verpufft es.
So könnte es passieren. Könnte.
Mit Schaudern
Es könnte aber auch anders kommen, nämlich dass sich die Bevölkerung mehrheitlich weiter anstecken lässt, dass sie sich vor allem durch geschürte Ängste weiter auf der Erregungsskala nach oben pushen lässt. Dann könnte sich das Ganze bis zum Massenwahn steigern. Und so ein Massenwahn kann dann erhebliche Schäden nach sich ziehen: Kulturell, gesundheitlich, wirtschaftlich. Oder schlimmeres.
Eine der vielen Spiralen, gesteigert bis zum Massenwahn, könnte ausreichen. Jedenfalls war das in der Geschichte so. Massenwahn war immer dann in Massen tödlich, wenn er in autoritäre, totalitäre Gesellschaften gemündet hat.
Der Atomkraft-Erregungspirale ist inzwischen die Luft ausgegangen. Aber vielleicht ist der Klimawandel die eine große Erregungsspirale, die am Ende durchknallt. Oder Corona.
Nein, ich male keine Teufel an Wände und mir liegt es fern, Ängste zu schüren. Ich gebe euch hier nur Auskunft darüber, was ich für möglich halte, nämlich dass sich im öffentlich geschürten Massenwahn die historischen Fehler wiederholen und uns wieder so etwas menschenverachtendes wie Kommunisten, Maoisten, Nationalsozialisten, Rote Khmer, die DDR, Hexenverbrennung oder KuKluxKlan einfangen. Aus der Geschichte lernen, heißt hinzuschauen, wenn sich Muster wiederholen.
Ich halte es aber genauso für möglich, dass die Corona-Erregungsspirale absurd wird und verpufft, die politischen Hysteriker abgewählt werden und am Ende nach Abzug allen Moralins und aller Ängste schlicht eine Infektionskrankheit in Erinnerung bleibt, so wie wir uns heute mit Schaudern an die Spanische Grippe oder die Hongkong-Grippe erinnern.
Und vielleicht baut sich irgendwo unter unserem Wahrnehmungsradar bereits die nächste Erregungspitze auf …
Die Zeit spielt der Entwicklung in die Karten. Ich glaube nicht, dass es noch 50 Jahre dauert, bis sich die mediale Hochschaukelei entweder in Wohlgefallen auflöst oder in irgendeine Art von zerstörerischem Massenwahn führt.
Aber wie auch immer: Das Anbiedermeier wird wie jede Epoche ein Ende finden. Soviel ist sicher.
Die nächste Ausgabe von »Vollmers Waschtag« erscheint schon bald. Wenn ihr über das Erscheinen informiert werden möchtet, so meldet euch bitte hier unten mit E-Mail Adresse zu der Benachrichtigungsliste an – ihr erhaltet dann bei jeder Ausgabe einen kurzen Hinweis.
Peter Dunkhorst
22. April 2021 at 16:56Toll geschrieben und viele Wahrheiten – zumindest aus meiner Sicht.
Eberhard Weiss
22. April 2021 at 17:42Lieber H. Vollmer,
Ich freue mich immer interessante quer gedachte Zeilen von Ihnen zu lesen!
Zwischenzeitlich ist Quedenken ja leider ein Schimpfwort geworden, wobei diese Form zwingend notwendig ist, denn mir geht es genauso, durch die marktschreierischen Botschaften, auf allen erdenklichen Kanälen, werde ich medienmüde, um mir eine ausgewogene Meinung zu bilden muss ich viele Stunden am Tag recherchieren und dazu noch entsprechende Faktenchecks machen.
Überdramatisieren stößt viele ab, hat aber auch eine kritische Komponente, für all diejenigen die daraus einen gefährlichen Handlungsimpuls ableiten und sich dann in Gruppen leichtfertig gegen unsere mühselig erschaffene Demokratie auflehnen….
Hier gilt es tatsächlich wehrhaft zu bleiben, wehret den Anfängen.
Weiter so, ich freue mich auf ihre nächste Nachdenk-Botschaft.
RF
22. April 2021 at 17:55Ja – wie wahr, wie wahr…seit Wochen bzw. Monaten oder sogar Jahren stellen wir (meine Familie & ich) fest, daß wir den Medien keinen Glauben mehr schenken. Den ach so sozialen Medien sowieso nicht…unsere Töchter (33 und 25) ziehen sich daraus zurück. Zuviel Boshaftigkeit, zuviel Respektlosigkeit, zuviel zur Schau gestellte Gewalt – sie sind müde. Und daß jemand im Netz mit dem Tod bedroht wird wg. einer Lappalie macht ihnen Angst. Die ach so sozialen Medienbetreiber wollen auch die accounts der Hetzer, Verleumder, Lügner, Hasser gar nicht löschen – obwohl genau das notwendig wäre…
Und jetzt: Corona…wie ignorant muss man sein, daß ganze Branchen nicht mehr erwähnt werden in dem ganzen Schließ- oder Öffnungsgezerre: Gastronomie und Kultur…komisch: die Zahlen sind gestiegen oder steigen weiter, obwohl dort seit fast 6 (!) Monaten alles dicht ist. Also – daher kommen die Zahlen nicht.
Wieso glauben wir eigentlich, daß unsere Politiker besser Bescheid wissen, als wir selbst? Ein Jahr Corona – und nix haben sie gelernt…früher sind erfolglose Politiker zurückgetreten – heutzutage machen sie es ich in ihren Sesseln gemütlich und schieben die Schuld auf andere. Einen Scheuer hätte es vor 30 Jahren erwischt – einen Spahn auch…aber heute?
Ich habe noch nie einen Kommentar geschrieben – aber mir ist es einfach genug. Das musste jetzt mal sein.
Tolle Kolumne – vielen Dank!
Tobias Schlotz
26. April 2021 at 20:02Hallo,
die einzigen Zahlen die relevant sind sind rückläufig.
Wir haben seit März eine Todesrate die niedriger ist wie 2017, 2018, 2019.
Die Zahlen im April bis zum 11.04.2021 sind ebenfalls niedriger als 2019 und 2018.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/Tabellen/sonderauswertung-sterbefaelle.html
Das heißt es gab und gibt keine Veranlassung für diesen 3 Lockdown. zumal seit Herbst 2020 6000 Intensivbetten abgebaut wurden.
Der perfide Trick bei der propagierten drohenden Überlastung der Intensivstationen ist, dass diese politisch durch Änderung des § 21 Krankenhausfinanzierungsgesetz herbeigeführt wird. Seit November 2020 bekommen Kliniken eine staatliche Sonderprämie, wenn sie die Belegung ihrer jeweiligen Intensivstationen von über 75% ausweisen. Somit werden Krankenhauschefs alles dafür tun, ihre Bettenkapazitäten so anzupassen, dass diese über 75%ige Auslastung gegeben sein wird. Mehreren Personen, die im AKH tätig sind bestätigen dass die Auslastung der Intensivbetten sehr variabel gestaltbar ist und zu keinem Zeitpunkt der Krise eine Überlastung drohte. Bestätigt wurde uns stattdessen, dass es Bestrebungen gibt, die Bettenbelegung im Sinne des § 21 Krankenhausfinanzierungsgesetzes zu gestalten, damit wirtschaftlich angeschlagene Kliniken von den Fördergeldern des Bundes profitieren.
Seit Dezember 2020 für Niedersachen, Bayern und Hamburg die Zahlen des DIVI-Intensivregisters. Aufgefallen ist, dass die Belegung durch positiv auf Corona getestete Patienten bis April 2021 keinen Anstieg aufweist, sondern bei durchschnittlich 20% in Bayern, 13% in Niedersachsen und 14% in Hamburg liegt. Die Todesfälle, die an/mit Corona versterben, sind stark rückläufig. Eine 3. Welle ist nicht im Ansatz erkennbar. Was zunimmt, sind die positiv Getesteten, da eine massive Ausweitung von Schnelltests und PCR-Tests erfolgt.
Detlef Scheer
22. April 2021 at 18:46Da treffen Sie mal wieder ganz schön ins Schwarze!
Bleiben Sie gesund!
Detlef Scheer
I.M.S.
22. April 2021 at 23:03Es ist immer wieder eine Bereicherung, Ihre Gedanken zu lesen Herr Lars Voller!
Ich habe dem Massenmedienkonsum vor ewig vielen Jahren ganz selbstverständlich abgeschworen. Merkt kein Mensch. Und seitdem habe ich nicht eine Sekunde das Gefühl gehabt, irgendetwas zu vermissen zu verpassen oder in Gesprächen verlegen zu sein. Jeder Mensch mit gesundem Menschenverstand erkennt die einseitige Berichterstattung der Medien. Ich glaube, es gibt mittlerweile so viele Informationen, dass wir sowieso nicht alles und auch nicht wirklich genau wissen können. Wir bekommen das serviert, was serviert werden soll. Und Andere Dinge, bekommen wir nicht mit – obwohl es wichtig wäre, dass wir sie vor Augen haben.
Ich bin Ihrer Meinung und habe auch den Eindruck, dass es viele Menschen gibt, die aus dem Moralzirkus aussteigen. Und ja, es ist eine Hoffnung. Beste Grüße!
HM
23. April 2021 at 07:38Hallo Lars,
ich finde viele meiner eigenen Gedanken in deiner Kolumne wieder. Den Nagel meines Erachtens auf den Kopf getroffen. Ich stelle für mich fest, sachliche Diskussionen gestalten sich schwierig und ist jemand anderer Meinung ist er gleich ein Feind. Leider hat sich der Umgangsformen untereinander sehr zum Negativen verändert. Auch ich klinke mich immer mehr aus. Ich hoffe, dass das Ganze verpufft und nicht übel endet.
Herzliche Grüße
Helga
SW
23. April 2021 at 09:24Lieber Lars,
von Herzen Danke für Deinen Artikel. Er hilft mir, Abstand zu bekommen und die aktuellen Dynamiken von weiter oben zu betrachten. Auch als Selberdenker verfällt man schnell der Gefahr von „Teile/Spalte und herrsche“, falls man sein Denken nicht immer wieder neu reflektiert. Apropos aktuelle Dynamiken … gerade wieder anhand eines neuen Beispiels beobachtbar, also Abstand einhalten und verschiedene Brillen aufsetzen:
https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/nie-wieder-aufmachen-schauspieler-satire-corona-politik-lockdown/
Alles Liebe,
Sigrun
Frank Schubert
23. April 2021 at 14:20Hallo Herr Vollmer,
es ist für mich entsetzlich festzustellen, wie die Schere zwischen dem Wissen um das Funktionieren von Medien, Rhetorik, Manipulation, kognitive Voreingenommenheit usw. und dem Verhalten von vielen Zeitgenossen sich immer weiter öffnet. Eigentlich sollte doch Wissen um eine Sache ein kenntnisreiches Urteil und entsprechende Schlüsse erlauben.
Meine Vermutung ist, dass der Anteil der Leute die glauben zu wissen und ein großes Maul haben sich unkontrolliert entwickelt hat.
Das ist als Grundwert in den letzten Jahrzehnten leider der Gesellschaft vorgegaukelt worden.
Du bist der beste, größte und wer dich nicht toll findet macht einen Fehler. Kritische Selbstreflektion – Fehlanzeige.
Gutes Zitat (irgendwo gelesen, sinngemäß), man passt heute die Rechtschreibregeln der Blödheit der Schüler an.
Ihre Beitrage helfen zu realisieren, dass es Ausnahmen von der Regel gibt, für mich so etwas wie intellektuelle Meditation.
Danke dafür
freundlichst
F. Schubert
FrankBeske.
24. April 2021 at 10:05Sehr geehrter Herr Vollmer,
Ihre Beiträge sind für mich eine enorme Bereicherung, gerade deshalb, weil ich bei mir die von Ihnen beschriebene Resignation feststelle. Es wird immer schwerer, sich zu artikulieren, ohne umgehend diffamiert und ausgegrenzt zu werden. Doch wollen wir das Feld den moralischen vermeintlich Überlegenen überlassen, den Lautsprechern der Kategorie „wenig Ahnung, viel Meinung“? Ich denke nein, und deshalb ist es beruhigend zu wissen, dass es Gleichgesinnte gibt die noch in der Lage und gewillt sind, sich auf zivilisierte und anständige Weise auszutauschen!
Tobias Schlotz
26. April 2021 at 20:03Lieber Herr Vollmer,
ich mag was Sie schreiben. Sie bringen die Probleme unserer Gesellschaft auf den Punkt.
Weiter so.