► Wie Überregulation kriminelles Handeln fördert
Wenn die Regeln überhandnehmen, dann verschiebt sich das Handeln auf die Hinterbühne. Das hat Konsequenzen – manche sind höchst gefährlich. Lars Vollmer beschreibt wie das zustande kommt…
Schauen Sie hier die Episode 81 aus der Video-Kolumnenreihe »Vollmers GedankenGänge«
„Wenn die Regeln überhandnehmen, dann verschiebt sich das Handeln auf die Hinterbühne. Also wenn es immer mehr Prozesse, Richtlinien, Policies, Checklisten gibt, dann erzeugt das auf die Mitarbeiter so eine Art Konformitätserwartung. Wenn jetzt aber Probleme kommen – und das tun sie zunehmend häufig – die mit diesen Policies nicht mehr zu lösen sind, dann ist der Mitarbeiter darauf angewiesen, quasi ein Stück weit hinter die formale Organisation zu treten. Also ein bisschen an der Organisation ganz leicht vorbei zu agieren. Das muss noch lange nicht illegal sein.
Aber wenn er sich nun die Frage stellt, ob es illegal ist oder nicht, dann kann er sich nicht mehr absichern. Da kann ich nicht bei der juristischen Abteilung anrufen und sagen: „Hör mal, ich bin gerade so ein bisschen, so leicht am Prozess vorbei. Das geht gerade nicht anders. Aber sag mal: ist das jetzt grad‘ noch legal oder nicht?“ Das kann er nicht machen. Das heißt, er muss es irgendwie selbst einschätzen. Als juristischer Laie geht das dann dann gerne auch mal schief.
Das heißt, juristisch ist dann zwar dieses Fehlverhalten, das möglicherweise am Ende der Kette steht, schon dem einzelnen Akteur zuzuordnen. Aber es ist die Überregulation, die den Nährboden für das kriminelle Handeln darstellt.“