Fürchtet euch!

Lars Vollmer

Klar, darüber habe ich schon häufig geschrieben: Ihr könnt soziale Systeme nicht einfach so nach euren Wünschen verändern. Partnerschaften, Familien, Vereine, Unternehmen oder Gesellschaften widersetzen sich euren Versuchen der direkten Formung und Gestaltung wie ein bockendes Kind: Ihr habt keine Chance. Also jedenfalls dann nicht, wenn ihr versucht, ein soziales System so zu bearbeiten wie einen Holzblock mit Stechbeitel und Hammer. Das hängt auch nicht davon ab, wie ausgetüftelt ihr an die „Veränderungsarbeit“ herangeht: Es geht auch nicht mit einer CNC-Fräse.

Selbst dann nicht, wenn ihr in einer Machtposition seid. Selbst dann nicht, wenn ihr eine klare Vision habt, wie das Unternehmen oder die Gesellschaft nach der Veränderung aussehen sollte. Selbst dann nicht, wenn ihr einen Großteil der Elemente des Systems überzeugen oder überreden oder zwingen könnt, euch zu folgen. Das System springt nach einer kurzfristig erzwungenen Veränderung meist zuverlässig wieder in seinen vorherigen Zustand zurück. Das könnt ihr sehr schön im Fußball beobachten, wenn sich die Trainer reihenweise zuverlässig an einer Mannschaft die Zähne ausbeißen, die partout nicht erfolgreich sein will, egal, ob das Management bereits alle Spieler ausgetauscht hat oder nicht. Oder ihr schaut in die Geschichte und entdeckt die Muster, die in Gesellschaften immer wieder ablaufen, über Generationen hinweg.

Hört auf zu kämpfen!

Aber dennoch sind Veränderungen möglich … das ist die frohe Botschaft. Nur eben anders. Dafür gibt es auch genügend Beispiele. Zum Beispiel meinen sehr geschätzten, alten Kumpel Benno. Benno ist so ein kompetitiver Typ. So nach dem Muster Stefan Raab: Er will immer gewinnen. Warum? Na, einfach, weil er Spaß am Wettbewerb hat. Das weckt seine Lebensgeister. Es ist eben sein Muster. Seine Eigenschaft.

Diese Selbsterkenntnis blinkte eines Tages in seinem Kopf auf wie ein amerikanischer Vorgarten zu Weihnachten, nachdem er das xte Mal erfolglos versucht hatte das Rauchen aufzuhören. Keine Methode wollte bei ihm funktionieren, er war von seiner Unfähigkeit, vom Glimmstengel abzulassen, schon reichlich genervt, als ihm klar wurde, welche Welle er reiten musste, um bei seinem Projekt endlich Erfolg zu haben: Er brauchte Wettbewerb!

Also schloss sich Benno einem Antirauchprogramm an, bei dem es eine starke Wettbewerbskomponente gab: Es war wie ein Spiel gegen andere aufhörwillige Raucher, das er nur gewinnen konnte, wenn er auf gar keinen Fall auch nur eine einzige Zigarette anfasste.

Es kam wie es kommen musste: Er gewann, oder wurde knapp Zweiter, ich weiß es nicht mehr so genau. Auf jeden Fall war er von seiner Sucht befreit. Es ging ganz leicht, wie von alleine.

Warum? – Weil er nicht gegen irgendwas ankämpfte, sondern ein vorhandenes Muster nutzte, er ritt einfach eine Welle.

So also geht Veränderung. Richtig gut sieht das allerdings nur bei Surfern aus, die auf dem Bauch auf dem Surfbrett liegend genau die richtige Welle erkennen und genau im richtigen Moment losschwimmen, um genau den Ort und die Zeit und die Geschwindigkeit zu erwischen, bei denen es funktioniert. Starten sie zu weit draußen, zu nah am Strand, zu früh oder zu spät zu langsam oder zu schnell oder bei der falschen Welle … dann surft da nichts, da paddelt’s dann nur. Oder die Welle schlägt gar sich brechend über dem Surfer zusammen.

Und: Der Surfer macht die Welle nicht, er reitet sie nur! Die Muster in sozialen Systeme werden nicht gemacht, sie sind einfach da. Und ihr könnt sie entweder nutzen oder weiter erfolglos versuchen, dagegen anzukämpfen.

Die Welle reiten

Wenn die Frage also derzeit beispielsweise ist: Wie kann euer Unternehmen gerade jetzt, mitten in der Corona-Krise seine Innovationsfähigkeit verbessern, weil genau das gerade dringend gebraucht wird? Dann fällt die Antwort je nach Unternehmen komplett unterschiedlich aus, je nachdem, welche Muster da sind. (Das ist auch der Grund, warum Patentrezepte für „Change“ prinzipiell nicht funktionieren.)

Eine derzeit gängige Idee, woran es liegen könnte, dass eine Organisation zu wenig Innovationen erzeugt, ist zum Beispiel, dass es an Teamwork mangele. Die Therapie lautete dann: Alle müssen mehr miteinander reden und arbeiten, die Führungskräfte müssen es „vorleben“, es braucht mehr Kooperation, es braucht Räume, wo Menschen mehr miteinander kommunizieren, es braucht Aktionen, die Teamwork fördern und so weiter. Das Vorhaben ist also, das Werkstück „Unternehmen“ so lange mit dem Werkzeug „Teamwork“ zu bearbeiten, bis ein kreativeres Unternehmen dabei herauskommt.

Dieses Vorhaben ähnelt aber eher dem Versuch, mit verbundenen Augen ein schaukelndes Kind anzuschubsen: Früher oder später tut’s einem von beiden weh, aber sonst passiert wenig.

Wenn also das vorhandene Muster im Unternehmen ganz ungeachtet der individuellen Präferenzen und Fähigkeiten zufällig oder aus guten Gründen darin besteht, dass Einzelne kreativ sind und ganz für sich und alleine gute Ideen bekommen, jedenfalls dann, wenn man sie nicht durch ständige Kommunikation stört und unterbricht, dann wirkt der Versuch mit dem Teamwork wie ein Schubsen der Schaukel im falschen Moment. Aua!

Eine geschicktere Führungskraft oder ein gewiefterer Berater würde nicht gegen das vorhandene Muster ankämpfen, sondern es erkennen und nutzen. Zum Beispiel, indem Einzelnen die Möglichkeit gegeben wird, auf Geldtöpfe zuzugreifen, um Ideen zu verfolgen und sie auszutesten, und zwar ganz ohne die Verpflichtung dafür ein Team aufzustellen oder die Idee gleich mit anderen zu teilen.

Das Wellenreiten funktioniert auch in ganz großen sozialen Systemen, dort sogar besonders effektiv. Wenn ein Politiker beispielsweise der Meinung ist, es sei eine gute Idee, aus der Kernkraft auszusteigen, dann könnte er jahrzehntelang erfolglos versuchen, den Ausstieg gegen alle Widerstände durch die Instanzen zu drücken. „Atomkraft? Nein danke!“ ist ein Beispiel für eine Bewegung, die über vierzig Jahre lang quasi völlig erfolglos an verhärteten Fronten kämpfte.

Der Politiker könnte stattdessen aber auch ein gesellschaftliches Muster erkennen und nutzen: Die Kanzlerin Merkel durchschaute offensichtlich sehr gründlich ein Grundmuster der Deutschen: Angst. Die sprichwörtliche und weltberühmte German Angst.

Wenn dann im fernen Japan zufällig ein Atomkraftwerk von einer Naturkatastrophe zerstört wird, gibt es in der angstaffinen deutschen Bevölkerung einen kollektiven, kurzen und heftigen Schockmoment irrationaler, konfuser Angst vor dem atomaren Weltuntergang – die Kanzlerin muss nur das kurze Zeitfenster geschickt und geistesgegenwärtig nutzen und schon ist der Atomausstieg sehr schnell und widerstandslos besiegelt – und fast alle sind plötzlich einverstanden. Faszinierend!

Ob ihr den Wellenritt Merkels nun gut findet oder nicht: Das Beispiel belegt, dass Surfen funktioniert. Und zwar eindrucksvoll besser funktioniert als die Methode „Abnutzungskampf“.

Schutz gegen Macht

Neben dem einen, ich vermute unbestrittenen kollektiven Muster der German Angst gibt es in der deutschen Gesellschaft selbstverständlich noch viele weitere Muster. Die Sache ist sogar hochkomplex, weil sich manche Muster überlagern, verstärken oder stören. Und außerdem ist das ganze erheblich in Bewegung. Dennoch meine ich zu erkennen, dass es eine sehr große, dominante Welle gibt, die sich mit der German Angst überlagert und seit einiger Zeit übergroß geworden ist, nämlich der Wunsch nach Sicherheit von oben, also konkret: vom Staat geschützt und versorgt zu werden. Dieses Muster ist das gesellschaftliche Gegenstück zum politischen Paternalismus.

Sehr gut ist derzeit in der Coronakrise zu beobachten, wie Politiker ihren Zuspruch und damit ihre Macht stabilisieren können, indem sie diese Welle reiten. Indem sie nämlich autoritäre, Grundrechte einschränkende Verordnungen erlassen, mit der Argumentation, die Bevölkerung zu schützen. Da geht fast jeder sofort mit, Schwingung trifft auf Resonanzkörper. Und dort, wo die Freiheitseinschränkungen zu erheblichen finanziellen Einbußen führen, versprechen diese Politiker die Versorgung mit Staatsgeldern (und dabei interessiert es derzeit noch niemanden, wo diese Finanzmittel letztlich herkommen sollen).

Der Deal ist: Wir geben euch Sicherheit von oben, wir beschützen euch, wir versorgen euch – im Gegenzug bekommen wir deine Zustimmung und bei der nächsten Wahl deine Stimme. Den Meinungsumfragen zufolge funktioniert dieser Wellenritt brillant.

Wohlgemerkt: Mir geht es hier überhaupt nicht darum, diese Politik für richtig oder falsch zu bewerten. Mir geht es jetzt nur um das Phänomen, ich beobachte einfach, wie diese paternalistische Politik funktioniert. Ich kritisiere hier ausdrücklich NICHT die Regierungspolitiker in Bund und Ländern für ihre Krisenpolitik, denn ich sehe sehr wohl, dass ihnen vermutlich wenig anderes übrig bleibt als extremen Paternalismus auszuspielen, wenn sie von dieser mächtigen Welle nicht vom Brett gewaschen werden wollen: Mimten sie nicht den autoritären Versorger, dann würde es ein anderer machen. Besonnene, abwägende Stimmen würden in einer solchen Krise von den ängstlichen Bürgern wohl eher als schwach oder gar gefährlich wahrgenommen werden.

Die deutsche Gesellschaft glaubt also ganz offensichtlich – nein, sie glaubt nicht, denn das können nur Individuen … Also besser: Sie zeigt ein kommunikatives Muster, das signalisiert, dass die Bürger sich überwiegend gerne dem Staat anvertrauen, um sicher und versorgt zu sein. Kurz gesagt: Die Deutschen als Kollektiv vertrauen dem Staat, nicht der Wirtschaft. Allerdings bin ich persönlich nun schon sehr deutlich der Meinung, dass die Bürger kollektiv viel sicherer und besser versorgt sind, wenn die Wirtschaft gut läuft.

Belege dafür hatten wir ja in der Geschichte eindrucksvoll und mehrfach erbracht. Aus der Hungerkrise der Nachkriegsjahre haben uns nicht Staatsgelder und Planwirtschaft gebracht, sondern die Unternehmen und die Marktwirtschaft. Wir wurden dann noch mit einem direkten Vergleich zwischen Bundesrepublik und DDR beschenkt, der wie ein gigantisches Experiment zeigte, welche der beiden Grundideen mehr Sicherheit und Versorgung für die Bevölkerung bringt. In Korea läuft das ganze Experiment sogar noch bis heute, mit ebenso eindrucksvollen Ergebnissen. Welche Bevölkerung ist besser versorgt und sicherer: Diejenige, die auf Kosten der Wirtschaft auf den Staat als Beschützer und Versorger setzt, oder diejenige, die auf Kosten der Macht der Politiker auf die Wirtschaft und die Selbstverantwortung der Bürger setzt? – Da kann es eigentlich keine zwei Meinungen geben.

Tut es aber natürlich trotzdem: Es gibt sehr viele, die das anders sehen als ich. Das ist mir klar. Und ich möchte hier auch gar keine Sozialismus-Kapitalismus-Debatten führen, sondern darüber hinwegkommen, denn mir geht’s um etwas anderes. Ich wende mich jetzt ausdrücklich an euch als Fürsprecher der Wirtschaft. Und an euch als Unternehmer, denn ihr seid diejenigen, die Ahnung haben von organisationeller Transformation!

Wenn ihr der gleichen Meinung seid wie ich, dass nämlich die Wirtschaft gerade jetzt nicht nachrangig behandelt werden dürfte, weil es wie in der Vergangenheit nicht Regierungen, sondern innovative und marktfähige Unternehmen sein werden, die Lösungen für die Probleme unserer Zeit entwickeln: um das Klima zu stabilisieren, um die Vermüllung und Verschmutzung der Meere zu stoppen, um umweltverträgliche und erschwingliche Energieerzeugungsformen zu entwickeln, um effektive Heilmittel gegen Viren zu produzieren, um die restliche absolute Armut in manchen Weltgegenden zu verringern und so weiter.

Wenn ihr also in diesem Punkt mit mir einer Meinung seid: Habt ihr Vorschläge? Welche vorhandenen Muster könnten wir nutzen? Und wie?

Welches Angsterl hätten’s denn gern?

Wie können wir die Muster der Angst und das Muster des Versorgtwerdenwollens nicht gegen die Wirtschaft, sondern für die Wirtschaft nutzen? Welche Muster gibt es noch? Und wie können wir damit die noch vorhandenen Reste deutschen Ingenieursgeistes und gründerzeitlichen Unternehmertums wieder ankurbeln?

So wie Kennedy das gemacht hat, der das kompetitive Muster der Amerikaner durch das Ausrufen des Wettlaufs zum Mond genutzt hat, um den Fortschritt in Technologie, Wirtschaft und Gesellschaft zu verstärken, wird es bei uns nicht gehen, denn dazu ist dieses Muster bei uns viel zu schwach. Beziehungsweise: Das Muster der Freude am Gewinnen wird durch das Muster des Wunsches nach Gleichheit bei uns locker eingeebnet. Wenn so eine Initiative nicht auf eine vorhandene Eigenresonanz in der Gesellschaft trifft, wird sie nicht vorwärtsgetragen, sie funkt nicht, sie rockt nicht, sie versandet.

Aber wenn das Muster andockt, dann geht die Post ab. So wie die Greta-Thunberg-Posts nirgends auf der Welt so abgegangen ist wie bei den Deutschen. Die Journalisten und Redaktionen springen dann auf und werden zu Aktivisten für die „gute Sache“, die Welle wird durch Talkshows, durch die Social Media bis in die Parlamente weitergetragen. Ergo: es geht.

Also: Welches Muster? Ist es die größte Angst der Deutschen, moralisch nicht zu den „Guten“ zu gehören? Oder: Allen Menschen soll es gut gehen, wenn es nach uns geht, sogar auf Kosten von uns selbst, und darum wollen wir immer die ganze Welt davon überzeugen, das zu tun, was wir für gut halten? Auch ein deutlich erkennbares Muster (und vielleicht der Grund, warum so viele Deutsche den amerikanischen Präsidenten mit seiner so gegensätzlich ausgerichteten America-First-Politik so hassen …). Aber wie könnte man dieses Muster, das neben der guten Absicht auch so viel Moralin und so viel Anmaßung enthält, produktiv statt destruktiv nutzen?

Und ja, natürlich wäre mir selbst auch wärmer ums Herz, wenn es möglich wäre, das Land mit Zuversicht und positiven Visionen voranzubringen, anstatt mit Angst. Aber leider, ich habe nicht den Eindruck, dass das hierzulande ein anschlussfähiges Kulturmuster wäre. Jedenfalls fällt mir kein einziges Beispiel für eine wirksame positive Vision in der jüngeren Geschichte in Deutschland ein. Dafür aber zig Beispiele für geschürte Ängste, die das ganze Land in Bewegung gebracht haben: Die Angst vor den Juden, die Angst vor dem imperialistischen Klassenfeind, die Angst vor dem Rückfall in Hunger und Armut, die Angst vor der Wiederkehr der Nazis, die Angst vor Waldsterben/Ozonloch/Klimakatastrophe, die Angst vor Corona … Wenn uns etwas als Kollektiv bewegt, dann Angst. Ja, man kann jede angstgeschürte Intervention umdeuten in eine visionäre. Aber ohne die Kraft der Angst bewegt sich bei uns offenbar gar nichts.

Ob ich das schön finde oder nicht, spielt gar keine Rolle. Ob ich das so möchte, ist egal. Ganz unter uns: Ich will das keineswegs, dieses Angstmuster ist mir höchst unsympathisch. Aber davon geht es nicht weg. Eine Gesellschaft besteht aus Kommunikation wie jedes soziale System – es ist nicht von den Wünschen einzelner Individuen getrieben.

Ich räume ein, dass das alles gewöhnungsbedürftig ist und fatalistisch klingt. Die Angst der Menschen nutzen, um Fortschritt anzukurbeln und Unternehmergeist zu wecken? Das klingt arg negativ, ja fast schon zynisch. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall: Denn ich sage damit ja: Es ist möglich, etwas zu verändern! Man kann konstruktiv intervenieren! Niemand muss sich flach auf die Straße legen und aufgeben! Führung ist möglich!

Und das beflügelt mich jetzt doch.


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Kommentiere Sie Weihnachtswichtel abbruch

  • Mike
    18. Dezember 2020 at 17:09

    „Und ja, natürlich wäre mir selbst auch wärmer ums Herz, wenn es möglich wäre, das Land mit Zuversicht und positiven Visionen voranzubringen, anstatt mit Angst. Aber leider, ich habe nicht den Eindruck, dass das hierzulande ein anschlussfähiges Kulturmuster wäre. Jedenfalls fällt mir kein einziges Beispiel für eine wirksame positive Vision in der jüngeren Geschichte in Deutschland ein.“

    Wie bitte? Wie wäre es z.B. mit der Europäischen Union, der europäischen Währungsunion, der Wiedervereinigung, der Flüchtlingskrise 2015? Lol 😉
    „Wir schaffen das!“ war dann wohl auch eine „angstgeschürte Intervention“, und keine visionäre…?

    Schade, irgendwann in den letzten Monaten hat der Lars leider mal die falsche Ausfahrt genommen. Dabei war der früher echt gut.
    Für diesen unreflektierten, einseitigen populistischen Käse, den wir an dieser Stelle seit einiger Zeit serviert bekommen, ist mir meine Zeit zu schade. Der Newsletter wird abbestellt.

    • uh
      1. Januar 2021 at 11:32

      Servus Mike, das ist auch mein Eindruck. Ich hab Vollmers Kolumnen und Bücher geliebt. Über Jahre. Seit ungefähr Anfang 2019 kommt von ihm nur noch Zeugs wo ich mir permanent verwundert die Augen reibe und frage „Wo ist der Vollmer, WO?“

  • Wolfgang Vieweg
    18. Dezember 2020 at 18:55

    Wie ist das eigentlich? Haben nur wir Deutschen, auf die Sie sich fokussiert haben, Angst? Ich glaube das nicht!

    Angst hat doch in der Natur durchaus eine lebenssichernde Funktion. Natürlich ist es eine billige Nummer, einen Change durch das Ausbreiten von Angst zu befördern. Aber Menschen, die der Angst unterliegen, denken nicht mehr, sondern reagieren nur noch. Wer das bewirken will, muss sich als Gruselmeister schon sehr sicher sein. Ansonsten fliegen ihm vervielfacht die eigenen Fehler um die Ohren. Angst fressen Seele auf, aber auch, wenn das Spiel offensichtlich wird, den Generator der Angst. Angst ist bekanntlich kein guter Ratgeber. Das gilt 360°.

    Hallo Lars, ich will Dir keine Angst machen…, aber ich finde, das war diesmal eher nixx!

    • Lars Vollmer
      19. Dezember 2020 at 15:35

      Lieber Herr Vieweg, ich beziehe mich in diesem Artikel auf ein kulturelles Muster, nicht – wie von Ihnen ausgeführt – auf das individualpsychologisches Phänomen der Angst. Soziale Systeme zeigen zumeist Verhalten als Resultat von eingerasteten Kommunikationsmustern, die sich zum Teil gravierend von den Charakteristika und den Wünschen ihrer Akteure unterscheiden. Oder anders: Ein soziales System kann Angst haben, selbst wenn keiner der Akteure es möchte.

  • Thomas Porschberg
    18. Dezember 2020 at 19:39

    Ihre Idee wird nicht funktionieren, denn erstens ist die jetzige bediente Angst eine furchtbare Urangst.
    Die Angst vor einem qualvollen Erstickungstod ist wohl kaum zu überbieten. Dieses emotionale Schaubild sticht sozusagen alles und wird auch zielgerichtet immer dann bedient, wenn die Argumentation zu rational wird.
    Zweitens hätten Sie keine Chance eine von Ihnen beschworene konstruktiv/produktive Angst zu verbreiten. Die Medien bedienen exakt und durchgängig die von oben geforderte Angst. Das letzte 3/4 Jahr hat gezeigt, dass jeder der dieses Narrativ in Frage stellt, härteste Gegenmaßnahmen zu erwarten hat.
    Die nächste Weiche wird erst gestellt, wenn die Wirtschaft drastisch wegbricht.

  • G.K.
    21. Dezember 2020 at 09:15

    Klasse Artikel!

    Im letzten Satz liegt bereits die Antwort auf Ihre Frage: Welches Muster?
    Eine starke Führung. Nur in der Beurteilung der Qualität der Führenden sind die Deutschen nicht so gut.

    Offensichtlich kommen der Deutschen einst mustergültige Eigenschaften wie Fleiß, Durchhaltevermögen, Erfindungsgeist und Zielstrebigkeit erst dann zum tragen, wenn sich ihnen eine Perspektive aufzeigt. Die zeigte ihnen in Krisenzeiten ihre Führung, die die Begeisterungsfähigkeit der Deutschen und ihren Pioniergeist nicht selten für sich ausnutzte. Auch wenn nachher die Reue groß war: Funktioniert hat es trotzdem – und es funktioniert wieder.

    Auch heute ist dieses Muster erkennbar: Das System Merkel nutzt die Kombination aus -oft künstlich geschürter- Angst und die gleichzeitige Eröffnung neuer Perspektiven, respektive Zielen, die zweifelsohne meist realitätsfern sind; was aber der deutsche Michel, der -ebenfalls musterhaft- nichts Schlechtes denkt, nicht bemerkt. Vertraut er doch auf die Seriosität der Politiker, der öffentlichen Berichterstattung und der Wissenschaft (oder was sich als Wissenschaft bezeichnet).

    Merkel nutzt also gleich drei Muster der Deutschen: Die German Angst, die Begeisterungsfähigkeit für neue Perspektiven und das blinde Vertrauen in die Obrigkeit, dass sie alles richtig beurteilt. Und noch eine vierte Eigenschaft: Das Wegbeißen und Mobben aller, die dem neuen Ziel im Wege stehen. Diesem Muster verdanken wir das lebhafte Wiederaufblühen des Denunziantentums.

  • Weihnachtswichtel
    21. Dezember 2020 at 18:17

    Eine ganz wichtige Angst haben Sie vergessen !
    Die Angst vor Arbeitsplatzverlust.
    Und das interessanterweise in einem Land, wo außerdem die meisten sog. „Sozialabgaben“ und Steuern gezahlt werden müssen.

    Und ein anderes Muster wählen ?
    Dieses Muster der Angstmotivation ist ja das „satanische“ Motivationsmuster.
    Man müsste ein Göttliches wählen – das Gegenteil von Angst !

  • Joachim Hartmann
    15. Januar 2021 at 14:56

    Hallo!
    es ist auf jeden Falls schön angenehm, in Ihren Zeile einzutauchen. Klar, das wissen Sie. Und ja, es sind bestimmt Muster, gern die Wellen. Ja, es ist auch aus meiner Sicht gut, nicht zu kämpfen, denn das erzeugt auf jeden Fall eine Gegenkraft, irgendwas, irgendwer hält gegen. Jeder Nagel in der Wand hält nur, wegen der Gegenkraft und mein Klebstoff so und so. Rein technisch ist das gut; auf gesellschaftliche Systeme bezogen kann das eher dazu führen, dass ich von der Welle rutsche. Also entsprechen wir den Bedürfnissen des Menschen oder schaffen neue. Und ständige Bedürfnisbefriedung ist wohl, wenn ich beim Studium gut aufgepasst hatte, eine ständige Triebkraft. Erst der Mangel erzeugt Bewegung und sein Abstellen Befriedigung: Das Bedürfnis – ein Mangel. Angst , Sicherheit, Macht sind auf jeden Fall große Brüder der Welle und Bedürfnisse, von dem einen mehr, von dem anderen weniger. Sorry, nur schnell und kurz gedacht, doch wenn hier schon Platz ist. für einen Kommentar, dann … nutzen

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