Lasse sich retten wer kann!

Lars Vollmer

Selbstverständlich ist es Augenwischerei, weil ich kein Außenstehender des gesellschaftlichen Systems bin – ich wirke unweigerlich auf das System und das System wirkt auf mich –, aber ich idealisiere mich dennoch gerne als Beobachter der Gesellschaft. Aktivist zu sein widerspricht irgendwie meinem Naturell.

Und als ein solcher nicht ganz unbeteiligter Beobachter erlebe ich nun die dritte schwere Krise unserer Wirtschaft. Beim zweiten Mal, bei der Weltfinanzkrise 2008 hatte ich schon manche Abläufe wiedererkannt, die mir 2001 noch gar nicht groß aufgefallen waren, weil ich da sehr mit mir selbst beschäftigt war. Aber jetzt, bei der heftigsten Krise seit Generationen, wiederholen sich diese Abläufe erneut, und zwar noch klarer und deutlicher.

Und wenn ihr mir erlaubt, eine meiner Beobachtungen mit euch zu teilen: Dieses unsere gesellschaftliche System hat von Krise zu Krise ein ganz bestimmtes Muster ausgebildet. Es scheint ein stabiles, eingeübtes Muster zu sein, ich fürchte nur, es ist ein unheilvolles.

Dieses Muster heißt: „Rettet mich!“

Oder präziser: „Lasse sich retten, wer kann!“

Und das passende Gegenstück dazu: „Wir retten euch, weil wir’s können!“

Peitsche und Knall

Die Angewohnheit des Staates, notleidende Branchen oder Unternehmen zu retten, schaukelte sich in den letzten Jahrzehnten zu einer regelrechten Rettungsmaschinerie auf. Sie beinhaltet einen sich selbst verstärkenden Rettungszyklus: Das eine Retten zieht die Notwendigkeit für das nächste Retten nach sich und führt zum Versprechen weiterer Rettungen. Darauf verlassen sich ganze Branchen und Unternehmen, weitere Branchen und Unternehmen wollen dann auch gerettet werden: Weil die einen Politiker sehen, wie sehr das Retten den anderen Politikern nützt, fordern sie für ihre Klientel auch Rettungsmaßnahmen, und weil die Branchenvertreter sehen, dass Geld für die einen da ist, fordern sie auch Geld für die anderen und irgendwann krakeelen alle durcheinander, die Politiker wollen unbedingt das Rettungsangebot unterbreiten, weil sie davon profitieren, die Retter zu sein. Die Branchenvertreter wollen unbedingt die Rettung nachfragen, weil das Angebot nun schon mal da ist und weil auch sonst das Geld nur zu anderen fließen würde. Es ist wie bei den Küken im Nest, wenn die Amselmutter einen Wurm bringt.

Die Krise liefert den Anlass: Zuerst kommt der Ruf nach Rettung von den Leitindustrien. Selbstverständlich muss den Automobilisten geholfen werden, da hängen so viele Arbeitsplätze dran. Die Banken sind ebenfalls systemrelevant, die kommen auch demnächst wieder dran, warten wir noch ein wenig.

Zuerst gehen alle davon aus, dass die Rettungsmittel begrenzt sind, also muss sehr laut danach geschrien werden, damit man nicht zu kurz kommt, bevor die Rettungstöpfe leer sind. Doch dann merken alle: Da werden keine Töpfe leer! Es wird immer weiter gerettet. Die Druckerpresse macht brrrr und spuckt immer mehr Mittel aus. Da wäre es ja töricht, nicht dabei zu sein. Die Luftfahrtbranche leidet – selbstverständlich brauchen wir die, also müssen wir die retten. Die Tourismusbranche und Hotellerie und Gastgewerbe mobilisieren ihre Verbände – ganz klar, die leiden ja gerade auch immens, also müssen die Gastronomen und Reiseveranstalter gerettet werden. Die Buchhandlungen und Verlage wollen auch was haben, die Selbständigen rufen um Hilfe, die Kleinunternehmer, die Mittelständler, die Einzelhändler, die Künstler und Kulturschaffenden auch, ja die Kultur darf auch nicht eingehen! Und der Fußball nicht!

Je relevanter die eine Branche ist, umso relevanter ist die andere. Logisch. Oder wollen Sie dem einen Menschen sagen, dass er wichtiger ist als der andere? Eben. Ja, sogar an die nebenjobbenden Studenten, die jetzt Studierende heißen, denkt die Bildungsministerin und fordert für sie Hilfe ein. Die ganze Wirtschaft erhält Soforthilfe und Kurzarbeitergeld und am liebsten würde jeder Bundesbürger einen Scheck bekommen, am besten unterschrieben von Frau Merkel persönlich.

Das ist keine persönliche Kritik an den Rettern: Würde ein Spitzenpolitiker da nicht mitmachen und sich nicht irgendwie als Retter inszenieren, würde es ihm bei der nächsten Wahl schlecht bekommen. Wenn der Altmaier und der Heil mit vollen Händen retten dürfen, dann wollen die Karlicek und die Klöckner und alle anderen eben auch.

Ja, das ist wohlfeil von meiner Beobachterposition aus, ich weiß. Aber bei diesem Rettungswettbewerb wird der Mechanismus deutlich, warum es zu diesen sich aufschwingenden Rettungswellen kommt. Das ganze sieht aus wie bei einer geschwungene Peitsche. Das Problem dabei: Irgendwann mal knallt’s bei so einer Peitsche. Irgendwem tut’s dann am Ende weh.

Der Mechanismus geht so: Die zu Rettenden müssen krakeelen, weil sie auf die Hilfe angewiesen sind. Sie würden sonst pleite gehen. Warum sind sie auf die Hilfe angewiesen? Weil sie nicht über ausreichende eigene Mittel verfügen. Warum verfügen sie nicht über ausreichende eigene Mittel? Da gibt es viele Gründe, der entscheidende hier: Weil diese ihnen zuvor weggenommen worden sind.

Zur Erinnerung: Deutschland ist das Land mit der höchsten Steuer- und Abgabenlast der Welt. Nirgendwo nimmt der Staat seinen Bürgern und Unternehmen mehr Geld weg. Warum macht er das? Weil er glaubt, das Geld besser einsetzen zu können als die Bürger und Unternehmen. Zum Beispiel zum Retten.

Die Bürger und Unternehmen müssen also um Hilfe krakeelen, um von dem Geld, das ihnen zuvor weggenommen worden ist, möglichst viel wieder zurückzubekommen.

Wenn ein Unternehmer, der als marktwirtschaftlich eingestellter autonomer Geist eigentlich überhaupt kein Geld vom Staat will, nun die Möglichkeit sieht, sich etwas von seinen Überlasten zurückzuholen, denkt er: Fein, das ist ja nur gerecht, das ist eine nachträgliche Steuersenkung, das Geld gehört eigentlich mir, ich hole es mir zurück.

Das ganze Schauspiel stärkt aber nur die Position des Retters. Denn je mehr der Staat großzügig verteilen kann, was er den Rettungsempfängern vorher weggenommen hat, desto ohnmächtiger sind die Bürger und Unternehmen und desto mächtiger ist seine Position. Die Retterei ist ein Aspekt des fatalen Hangs der Deutschen zum Autoritären, denn der Mechanismus stärkt die autoritäre Macht des Staates.

Aus dieser Sicht wird auch verständlich, warum bereits die ersten Politiker den Weltrekord noch ausbauen wollen und nach noch höheren Steuern und Abgaben rufen. Es gibt nichts, was so amtsstärkend und systemstabilisierend ist, als das Geld der Bürger einzuziehen und nach Gutdünken großzügig zu verteilen.

Das Retten ist nicht die Lösung

Diesen Rettungsfluch hat nicht erst die Krise herbeigeführt. Und die Politiker haben keine Pandemie gemacht, um mächtiger zu werden. Sie haben auch die Weltfinanzkrise vor gut zwölf Jahren nicht willentlich herbeigeführt. Sie wollen das alles nicht und das sollte man ihnen auch nicht unterstellen.

Und trotzdem: die Krise nützt Politikern. Ja, mehr noch: Unser politisches System zwingt sie geradezu, die Retterrolle zu besetzen.

Macht ist eine soziale Funktion, sie wird demjenigen zugeschrieben, der die Pfeile im Köcher hat und dem man zutraut, sie auch einzusetzen. Würden die Bürger einen Politiker so einschätzen, dass er die immensen Geldmittel, über die er verfügt, nicht einsetzen würde, dann würden sie ihm die Macht auch nicht zuschreiben, das heißt, sie würden versuchen, ihn per Wahlurne zu entmachten.

Ein Politiker sagt nicht: Bürger, gib mir mehr Geld, damit ich mächtiger werde. Er sagt: Je mehr Geld ich habe, desto besser kann ich dich retten. Dass ich dabei mächtiger werde, ist ein Kollateralschaden, den ich gar nicht vermeiden kann, aber du weißt doch: Ich sorge mich um dich. Das ist doch legitim, oder?

In diesem Spiel erhalten sich sowohl die Retter als auch die Opfer selbst in ihren Rollen. Denn die Retter wurden zweifellos freiwillig von den Opfern gewählt.

Der Einwand, dass ihr da ja nicht mitspielen müsst und euch wie ein vernünftiger Unternehmer eben in guten Zeiten Rücklagen bilden müsst, ist einerseits richtig, andererseits aber auch vergiftet. Denn die hohen Steuern und Abgaben machen es ja extrem schwer überhaupt Rücklagen zu bilden aus den wenigen Mitteln, die nicht vom Staat abgeschöpft werden. Und zudem machen die politisch gesteuerten Niedrigstzinsen der Europäischen Zentralbank Rücklagen sehr unattraktiv. Außerdem wäre es ein Wettbewerbsnachteil, wenn man die übrig gebliebenen Mittel nicht investiert, wie es alle anderen machen.

Nicht zuletzt haben ja alle gelernt: Wenn eine Krise kommt, hilft der Staat. Wenn das Risiko durch den Staat abgefedert wird, nimmt jeder mehr Risiko, das ist nur logisch.

Das peitscht auch die Finanzindustrie an: Ein Spekulant hat gelernt: Die Lufthansa kann nicht pleite gehen. Zur Not wird sie gerettet. Ein Totalverlust kann mit dieser Aktie also nicht passieren, also kann man noch mehr drauf verwetten. Der Punkt ist: Womit rettet der Staat die Spekulation des Großspekulanten? Natürlich mit Steuermitteln, also auch mit eurem und meinem Geld. Wir alle federn das Risiko der Finanzspekulanten ab, die in zu rettende Unternehmen und Branchen investieren. Das ist nichts anderes als eine Umverteilung von unten nach oben. Das ist also genau das Gegenteil von dem, was diejenigen, die so laut nach Rettung rufen, erreichen wollen.

Jeder vernünftige Mensch, der sich ein wenig mit Wirtschaft beschäftigt hat, müsste wegen alldem dringend wollen, dass Firmen die pleite sind, auch pleite gehen. Das Retten ist das Problem, nicht die Lösung.

Eigentlich müsste das Retten von Unternehmen und Branchen gesellschaftlich geächtet werden. Denn es macht Bürger abhängig vom Staat, macht sie unmündig und untergräbt ihre Souveränität. Ein Rettungsbedürftiger kann nunmal nicht der Souverän sein.

Kein Ausgang!

Kein Wunder, dass in diesem sich selbst verstärkenden Machtrausch viele Politiker augenscheinlich vergessen, dass nicht sie, sondern eigentlich der Bürger der Souverän sein sollte. Wäre der Bürger der Souverän, würde er sich das Geld, mit dem die Politiker ihn in der Krise retten wollen, erst gar nicht wegnehmen lassen, denn dann könnte er sich selbst retten. Simpel gesprochen.

Die Frage ist, wie das gehen soll. Wie wollen wir aus diesem Kreislauf aussteigen? Wie kann der designierte Souverän seine Souveränität zurückerhalten?

Ganz ehrlich: Ich habe darauf derzeit noch keine Antwort. Sicher scheint mir, dass es nichts hilft, einfach nur Personen auszutauschen, also andere Politiker von anderen Parteien in die Position zu wählen, uns zu retten. Denn das ändert nichts an dem Mechanismus selbst.

Ich denke, nur der Bürger selbst kann sich seiner Souveränität bewusst werden. Und das hieße: Aufbegehren. Wenn es geht, friedlich! Das aber ist nur von denen zu erwarten, die echte persönliche Nachteile haben. Also die, die netto unterm Strich nicht alimentiert werden, sondern für den ganzen Spaß bezahlen. Das sind die verbliebenen Wertschöpfenden, die berühmten Nettosteuerzahler, die je nach Rechnung in Deutschland zwischen 15 und 18 Millionen Bürger stark sind, immerhin etwa ein Viertel der Wähler. Die müssten aufbegehren, denn alle anderen sind Profiteure und werden es vermutlich nicht tun.

Aber diese 15 bis 18 Millionen, der produktive Kern der Republik, sind meiner Beobachtung nach mehrheitlich friedliebend, wollen eigentlich nur ihre Ruhe haben und sich auf ihre Arbeit konzentrieren dürfen. Sie haben so gar keinen revolutionären Antrieb.

Ich gehöre auch dazu.

Einerseits macht mich das ganze Rettungssystem immer wieder sehr wütend, weil dieses Rettungsrad anzutreiben eine gigantische Verschwendung ist, die die Gesellschaft lähmt und Fortschritt behindert. Andererseits habe ich Verständnis für alle Akteure einschließlich der Politiker. Ich kann nicht einmal glaubhaft den Standpunkt vertreten, dass ich anders handeln würde, wenn ich an deren Stelle im System stecken würde.

Klar, ich ärgere mich schon auch ab und an über einzelne Personen. Wenn Peter Altmaier wider besseres Wissen behauptet, „kein Arbeitsplatz müsse wegen Corona verloren gehen“, ist das natürlich eine Unverfrorenheit. Aber gut, wenn er das nicht gesagt hätte, dann hätte eben ein anderer etwas Blödes gesagt. Darauf kommt es schon nicht mehr an.

Ich will auch nicht bestimmte Instrumente im Einzelnen kritisieren. Selbstverständlich ist so eine Abwrackprämie blöd wie alles, was aus der interventionistischen Mottenkiste kommt. Aber auch ökologisch motivierte Subventionen sind nicht per se besser. Mich ärgern alle diese Instrumente, weil sie unterm Strich prinzipiell Profiteure und Opfer erzeugen und gesamtwirtschaftlich schaden. Das erzeugt beträchtliche Wut in mir, das muss ich schon zugeben.

Und gepaart mit meiner Ohnmacht wird daraus dann allzu oft so ein hässlicher Sarkasmus, der nichts anderes als Zeichen beginnender Resignation ist. Denn ich sehe ja schon die nächste Peitschenwelle und weiß, dass der nächste Knall noch viel größer wird.

Das müssen andere machen

Die Konsequenz für mich: Nachdem ich mich ein wenig meiner ohnmächtigen Wut hingegeben habe, wende ich mich ab und drehe mich in die Richtung, in die ich etwas bewirken kann. Ich muss ja etwas tun, damit es bei mir weitergeht, damit ich nicht zu denen gehöre, die gerettet werden müssen. Da verspüre ich so einen Stolz. Ich will ohne Geld vom Staat auskommen!

Das aber ist albern. Denn es macht mich ja nicht zu einem besseren Menschen, sondern nur zu einem, der noch mehr Steuern zahlt und am Ende womöglich doch pleite ist.

Und es geht ja auch kaum. Der Staat schiebt einem ja ständig irgendwelche Gelder unter. Kindergeld zum Beispiel. Es ist wirklich albern, dass meine Familie auf diese Weise subventioniert wird.

Ich schaffe es in diesem merkwürdigen System also selbst als Wertschöpfender gar nicht, subventionsfrei und unalimentiert zu bleiben. Es ist nicht vorgesehen. Aber aus Stolz renne ich dann weiter und überlege, was zu tun ist, um mein Geschäft erfolgreich weiterzuentwickeln – womit ich dieses System, das mir so zuwider ist, unterstütze, was mir vollkommen bewusst ist.

Ihr merkt: Ich bin ratlos.

Das war auch bei meinem letzten Buch „Der Führerfluch“ schon so. Ich kann beobachten, was passiert und kann die Zusammenhänge hinschreiben. Aber den richtigen Anpack, also wie man dieses stabile System so irritieren könnte, dass es eine Veränderung gibt, dass es also in ein anderes stabiles System höherer Ordnung übergeht, finde ich auch nicht. Mir fehlt die Idee.

Wir bräuchten so etwas wie einen Schutzraum. Ein Areal, wo wir das Neue bauen könnten. Eine Sonderwirtschaftszone, einen Minister, der sich auf ein solches Experiment einlassen würde. Aber das anzunehmen wäre naiv.

Und würde das bestehende System destabilisiert, hätte ich die Befürchtung, dass es eher noch autoritärer würde. Denn verrückterweise gibt es überall Strömungen, die sich eine noch autoritärere Gesellschaft herbeisehnen. Das ist mir ein vollkommenes Rätsel. Müssten nicht gerade wir doppelt gebrannten Deutschen den autoritären Staat scheuen wie der Teufel das Weihwasser?

Vielleicht wäre ich sogar irgendwo in der Politik tätig, wenn ich eine Idee hätte, wie ich etwas bewegen könnte. Wenn ich irgendwo eine Chance sehen würde. Aber ich sehe keine. So denke ich eben darüber nach, versuche zu verstehen, schreibe darüber, halte Reden und versuche Menschen zu inspirieren.

Also, Revolution ist einfach nicht mein Beritt. Das müssen dann andere machen.


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Kommentiere Sie Torsten Bode abbruch

  • Torsten Bode
    28. Mai 2020 at 15:32

    Danke, Herr Vollmer, ich bin beruhigt. Nach Ihrem letzten Waschtag fürchtete ich schon, Sie an irgendeine Prepper-Community zu verlieren und konnte Ihre Haltung so gar nicht nachvollziehen. Aber Schwamm drüber! Diese Mal habe ich Ihre Ausführungen mit der bei Ihrer Lektüre meist aufkommenden Mischung aus Amüsement, Freude am Verfolgen Ihrer Gedanken und Nachdenklichkeit genossen. Davon gerne wieder mehr.

  • Ursula Schulz
    28. Mai 2020 at 16:07

    Hallo Herr Vollmer,
    Ihre Analyse ist beeindruckend und Sie schreiben unpopuläre Dinge, Danke dafür und: Chapeau!
    Nachdem die Tagesschau gestern Abend über Ursula von der Leyens 750 Millarden teuren EU-Rettungsplan berichtet hat, ging mir durch den Kopf: Und was ist, wenn es eine zweite Welle gibt, im Herbst oder in einem der kommenden Jahre? Oder wenn demnächst ein neuer Virus sein Unwesen treibt? Schließlich ist die Gefahr von Pandemien eine Begleiterscheinung der zunehmenden Globalisierung. Und das ist nicht erst seit gestern bekannt. Wer sagt also, dass dieses das erste und auch das letzte Mal war, dass wir in der Folge einer Pandemie eine solche Krise erleben?
    Schon jetzt ist klar, dass die nachfolgenden Generationen auch noch dafür blechen werden.
    Beste Grüße und nochmals Danke, dass Sie Ihre Gedanken mit der Welt teilen. 🙂
    Ursula Schulz

  • Heike Alt
    28. Mai 2020 at 19:31

    Lieber Lars Vollmer,
    danke, dass Sie diese Gedanken mit uns teilen. Mir schwirrt seit Wochen dieses gleiche Gefühl durch den Bauch und ich bekam es nicht in Worte gefasst. Ich bin ebenfalls nicht gut in praktischer Revolution und weiß genauso wenig, wo ich da anpacken würde, um zu verändern. Aber deswegen lassen wir das Nachdenken trotzdem nicht sein, weil die Erkenntnis – einmal gewonnen – nicht mehr losläßt. Bis zu einer guten Möglichkeit zu echter Veränderung müssen wir uns mit dem Austausch darüber begnügen.

  • Daniel Scholz
    28. Mai 2020 at 23:35

    Hallo Herr Vollmer, die zu hohe Steuerlast ist ein Standpunkt den ich nicht teile – muss ich ja auch nicht.
    Aktuell erlebe ich es bei vielen Unternehmern – „will nur das haben was mir zusteht“. Was steht mir den zu frage ich mich dann?? Ja der Staat besteuert einen Teil meines Gewinns – und über den Rest kann ich frei verfügen. Ich kenne keinen einzigen Unternehmer der in der Vergangenheit „für sich“ Mehr-Steuern gezahlt hat. Und mit den Steuern der Vergangenheit sind Straßen, KiTa‘s, Krankenhäuser etc. bezahlt/unterstützt worden. Wer wirklich Unternehmer ist zeigt sich gerade – und da sind zum Glück einige vorhanden.
    Die Ursache dieser Denke (der Staat muss mir doch helfen) sind m.M. die Politiker – wie von Ihnen beschrieben lassen wir uns was für die GROßEN einfallen und schon will jeder eine Unterstützung haben. Lasset die Unternehmen „unter gehen“ würde billiger sein als alles was gerade an Maßnahmen raus geschleudert wird.
    Und jede gute Idee/Unternehmung wird sich durchsetzen.
    Zum Schluss meiner Worte – Hilfe was da noch alles kommen wird 🙂

  • Thomas Dormann
    29. Mai 2020 at 10:36

    Hallo Herr Vollmer, wie erfrischend zu hören: Hier weiß einer nicht weiter, hat keine geniale Idee und das einzig richtige Rezept! Vielleicht steckt ja in dieser Ehrlichkeit schon ein bisschen der Schlüssel zur Veränderung? Und möglicherweise kommt der gesellschaftliche Erfolg ja doch mit kooperativer Zusammenarbeit und einem sich langsam entwickelnden gemeinsamen Warum?
    Einfach weiter machen. Vielen Dank für die Anregung und herzliche Grüße.

  • Katrin Hiller
    29. Mai 2020 at 19:11

    Ja, was für ein Dilemma. Sobald man Verständnis für alle Akteure hat und ihre Motivation grundsätzlich nachvollziehen kann, funktioniert Revolution einfach nicht mehr. Ich wünsche mir immer mal wieder, ich wäre zu reinem Schwarz-Weiß-Denken fähig. Dann könnte ich auf einer Demonstration die „einzige“ Wahrheit laut herausbrüllen. Aber sobald ich dann die Perspektive anderer Beteiligter einnehme, wird mir wieder klar, dass es so einfach dann doch nicht ist und auch die Sichtweise der anderen Seite ihre Berechtigung hat und dann ist die Energie zum Demonstrieren schon wieder verpufft. So funktioniert nur leider auch keine Revolution.
    Was also tun? Ich glaube, es wird sich nur dadurch etwas ändern, wenn immer mehr Menschen dazu in der Lage sind, die Auswirkungen der eigenen Handlungen auf andere Menschen mitzudenken. Also die Perspektiven anderer Menschen einnehmen, sich in andere hineinversetzen und sich bewusst machen, dass jede einzelne Handlung auf das System einwirkt, in dem wir alle gemeinsam leben. Weg vom Schwarz-Weiß-Denken und Schritt für Schritt hin zu der Erkenntnis, dass alles miteinander zusammenhängt. Damit in Zukunft, wenn es darum geht, Rettungsmittel zu beantragen oder zu gewähren, immer mehr Menschen die vielfältigen Auswirkungen ihrer Handlungen mitdenken und die Entscheidungen dann vielleicht anders ausfallen.

  • Martin Bartonitz
    29. Mai 2020 at 22:59

    Lieber Lars,

    vielen Dank dafür, Deinen Gedankengängen folgen zu dürfen. Diesen hänge ich nun auch schon seit der Finanzkrise von 2008/2009 hinterher. Ich hatte damals wissen wollen, was da los ist. Das war nicht gut für das Gemüt. Ich hatte viele Stunden der Recherchen bemüht, habe die Fehler im Fiat-Money-System gesehen und mich als Zinssklaven unter vielen ausgemacht. Ja, da kam Ohnmacht auf.
    Auf wo der Druck, die Ausbeutung von Oben zunimmt (Geldfluss von Arm nach Reich), da entwickeln sich auch immer Gegenkonzepte an den Graswurzeln. Man kann sie finden. Auch kulturell, zu sehen an den Haltungen der Agilen, der zunehmenden Augenhöhe im Umgang miteinander (übrigens zu sehen an den Vorkommentatoren hier).
    Ja, ich erkenne in diesen Corona-Zeiten auch, dass da viel mit Blockwart-Mentalität wie 1933, aber auch in der DDR nach dem starken Papa, oder gar dem Großen Bruder rufen. Ich sehe aber auch, dass diese erneute Krise bei Vielen dazu führt, doch mal wachen Auges in unser von gewissen Kreisen aufgestellten Bühnenbilds zu schauen.
    Und ja, auch in mir schlummert kein Revolutionär, der mit der Fackel durch die Gassen zieht. Schaue ich mir die letzten ‚blutigen‘ Revolutionen an, so war es am Ende nur ein Wachwechsel der alten Mafia durch die neu Mafia. Es war keine Revolution im Bewusstsein, dass sich etwas systematische zu verändert hätte.
    Mein Highlight war nach 2008 die Durchsicht des Buches über die Ideen der Anarchie von Horst Stowasser. Wow, was der akribisch rechechiert hat, und was in keinem Geschichtsbuch steht … Ich gab das Buch meiner damals 70-jährigen Mutter, die völlig unpolitisch lebte: „Ja, das wäre schön, so leben zu dürfen“, war ihr Kommentar nach der Lektüre.
    Viele sehe die Frames, die im Fernsehen zur Anarchie gesetzt werden: Chaos und Gewalt. Nur leider sind das eben nicht wirkliche Anarchisten. Denn diese sind friedliebend, weil sie kein Herrschaft wollen. Ich sehe darin die höchste Organisationsform: Die wenigen Regeln, eher Prinzipien des Zusammenleben werden gemeinsam (im Konsent) ausgehandelt. So wird es kaum Jemanden geben, die U-Boote im Untergrund Widerstand erzeugen.
    Utopie? Gerne!
    Herzliche Grüße, Martin

  • Alfred Reimann
    5. Juni 2020 at 11:45

    Hallo Lars,

    danke für Deine interessanten Gedanken.

    Aus meiner Forschung der letzten 15 Jahre zu Deinen Fragen gibt es einige spannende Ansätze.

    Warum retten wir Institutionen, Branchen und Unternehmen, warum nicht die einzelnen Menschen? Mit Kaufkraft, die unendlich vermehrbar ist, solange Deine Netto-Steuer-Zahler (15 Mio.) ihre Leistungen auf eigenes Risiko erbringen und den Mitmenschen zum Kauf anbieten?

    Warum besteuern wir Einkommen statt Verbrauch von Natur, das Erbe der Menschheit?

    Warum lassen wir es zu, das unsere Politiker mit dem gestohlenen Steuern Wählerstimmen kaufen? Indem sie bestimmte Gruppen, Klassen, Insttutionen etc. zu Lasten der Gesellschaft mit Privilegien versorgen?

    Warum machen wir uns nicht frei vom naiven Materialismus?

    Warum steht nicht in der amerikanischen Verfassung………Recht auf Leben, Freiheit und dem Streben nach Güter und Geld?

    Solltest Du Dich oder ein anderer Leser für meine Arbeit interessieren, sende ich gerne kostenlos meine Ergebnisse. Schenken macht glücklich, warum wollen wir das unseren demokratisch gewählten Herrschern auf Zeit nicht auch gönnen?

    Danke für Eure Aufmerksamkeit.

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